Wie mit der Furcht im Management umgehen (Ängste unter Managern)
Wenn es um betriebliche Entscheidungen geht, ist Angst sicherlich kein guter Ratgeber. Im Gegenteil. Wie Studien zeigen, sorgt Angst unter Managern für hohe Kosten im Unternehmen.
Studie der Fachhochschule Köln
Eine Studie der Fachhochschule Köln geht davon aus, dass den Unternehmen jährlich Milliardenbeträge entstehen, weil in den Chefetagen die Angst vor dem Scheitern grassiert. Bereits vor mehr als zehn Jahren hat der Kölner Soziologe Dr. Winfried Panse zusammen mit seinem Kollegen Wolfgang Stegmann die Emotionalität deutscher Führungskräfte untersucht. Seine Schlussfolgerung: eine der häufigsten Emotionen unter Führungskräften ist Angst. Die Angst vor Überforderung ist im deutschen Management sehr real vorhanden.
Ergebnisse der Max Grundig Klinik
Eine weitere Studie zu diesem Thema kommt von der Max Grundig Klinik. Im April 2016 wurden in dieser Studie über 1.000 Führungskräfte befragt. Damit ergibt sich ein durchaus repräsentatives Bild.
Die Umfrage der Klinik kommt zu dem Ergebnis, dass die Angst im Management nicht weniger verbreitet als in der Gesamtpopulation. Stärker als der Rest der Bevölkerung seien Manager allerdings auf Beruf, Erfolg und materielle Sicherheit orientiert, so das Ergebnis der Studie. Gleichzeitig mit diesem eher materialistisch geprägten Weltbild gingen Ängste hinsichtlich Einsamkeit und Medikamenten-sowie Alkoholabhängigkeit einher. Die Hauptsorgen der Führungskräfte hingen mit dem Verlust des beruflichen und wirtschaftlichen Status zusammen.
Angst in Führungsetagen
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Ängste im Arbeitskontext noch immer ein Tabuthema sind. Gerade wenn es um die Chefetage geht. Nach außen muss eine Führungskraft schließlich stabil und furchtlos wirken. Da sich Angst mit dem Image eines Managers nicht vereinbaren lässt, wird dieses Thema häufig totgeschwiegen. Zwar lastet ein hoher Druck auf vielen Managern in den Topetagen, keiner gibt dies aber gerne offen zu. Noch immer werden diese Ängste verdrängt, obwohl sie zu den Grunderfahrungen menschlicher Existenz gehören. Arbeitsbezogene Ängste sind also keine Seltenheit. Sie werden nur selten von den Betroffenen thematisiert. Am ehesten dann wenn es zu Burn-Out und bereits gekommen ist.
Digitalisierung und Globalisierung
Gerade in einer VUKA-Welt, die immer komplexer und globaler wird, stehen Führungskräfte vor enormen Veränderungen. Der Wandel ist allgegenwärtig. Die Wertschöpfungsketten werden globaler und digitaler. Der Faktor Management kann zum Teil durch ERP Systeme ersetzt werden.
Dieser Wandel sorgt für zunehmende Konkurrenz und Schnelllebigkeit und schürt damit auch die Sorge davor, als Manager ersetzbar oder überflüssig zu werden.
Welches sind die häufigsten Ängste, die im Management anzutreffen sind:
Angst vor dem Scheitern
Häufig begegnet mir bei Managern der Sorge, im Berufsleben nicht mehr die erforderliche Leistung abrufen zu können. Viele Manager fragen sich, ob sie mit dem Tempo des Wandels mithalten können. Sie haben Sorge vor dem Nachlassen der Kräfte. Teilweise leiden Sie an Überforderung, ohne sich dies einzugestehen.
Eine zweite Sorge ist die Sorge vor dem Scheitern. Selbst kleinste Abweichungen von den selbst gesteckten Zielen werden als Scheitern erlebt. Gewinnwarnungen als bedrohlich für die Karriere. In Zeiten, in denen immer mehr Unternehmen eine Fehlerkultur proklamieren, wird das Scheitern als etwas Tragisches erlebt.
Verlustängste
Unter Managern finden sich häufig Verlustängste. Viele haben materiell einiges erreicht. Sie sind stolz auf ihr Einkommen, ihr Vermögen und ihren gesellschaftlichen Status. Studien zeigen, dass viele um den Verlust ihres Einkommens oder ihres Status fürchten. Da sie den Fokus häufig auf materialistische Werte gelegt haben, wiegt ein solcher Verlust meist schwer.
Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes
Je nach Hierarchie-Position sind Zeitverträge im Management nicht untypisch. Anders als die Belegschaft gelten Führungskräfte ab einem Gespräch bestimmten Level auch als „Arbeitgeber“ weshalb für Sie andere Spielregeln im Zusammenhang mit Vertragsauflösung gelten.
Manche Unternehmen schüren die Ängste ihrer Mitarbeiter
in der Entwicklung von Unternehmen gibt es immer Phasen, die mit erheblichen Veränderungen einhergehen. Gerade dann ist es wichtig, dass das Topmanagement Vertrauen und Verlässlichkeit praktiziert und glaubwürdig vertritt, um die Sorgen im mittleren Management zu adressieren.
Ein besonders krasses Beispiel dafür, was im Rahmen einer Restrukturierung schief gehen kann, ist die France Télécom. Erst vor kurzem wurden ehemalige Top-Manager der France Telecom durch ein Pariser Strafgericht für ihre Einschüchterungsversuche gegenüber dem Middle Management zu Haft- bzw. Geldstrafen verurteilt. Diese Gerichtsentscheidung geht auf die Ereignisse der Jahre 2008 und 2009 zurück. Damals hätten die Top Manager mit Druck und Einschüchterung ein Programm zum Stellenabbau im Konzern durchgesetzt, so das Gericht. Dabei kam es zu einer Suizid-Serie und einer Reihe von Selbstmord-Versuchen.
Wie können Sie ihre Ängste bewältigen
Ein erster Schritt ist es, sich die eigenen Ängste bewusst zu machen und sich diesen zu stellen. Dies steht auch im Mittelpunkt meines Coaching-Programms als Führungskräfte-Coach zur aktiven Gefühlssteuerung. So verliert die Angst oftmals ihren Schrecken. Sie wird greifbar und damit behandelbar.
Die meisten Strategien zur Bewältigung von Unsicherheit und Angst gehen davon aus, dass die nachfolgenden Maßnahmen besonders wirksam sind:
• Sozialer Austausch
Betroffene erleben es zumeist als hilfreich, sich mit Kollegen über die Arbeitsplatz-Situation austauschen zu können. Hierbei kommt es auf die Qualität der Beziehung an. Für ein offenes Gespräch braucht es Vertrauen. Bauen Sie also in guten Zeiten vertrauensvolle Beziehungen auf. Indem Sie sich mit anderen austauschen, werden Sie vermutlich erleben, dass auch andere Führungskräfte Ängste haben, die sie vielleicht bislang nicht geäußert haben.
• Auszeit zur Regenerierung
Angst entsteht durch Anspannung und Unsicherheit. Je häufiger und intensiver Sie sich entspannen, desto eher können Sie der Angst Paroli bieten. Die Entspannung sorgt für eine neue Lernerfahrung. Sie spüren, dass Sie Ängste aushalten können. Ähnlich wie Pausen. Pausen führen dazu, dass Sie ihre Batterien wieder aufladen können. Nutzen Sie Pausen aktiv zur Regenerierung.
• Aktiver Freizeitausgleich
Geben Sie Ihrem Leben außerhalb der Arbeit einen Sinn. Suchen Sie sich ein Hobby oder eine Freizeitgestaltung, die Ihnen Freude bereitet. Entdecken Sie Tätigkeiten, die sie lange vernachlässigt haben und die Ihnen in früheren Zeiten viel Spaß gemacht haben. So schaffen sie einen aktiven Ausgleich und bringen sich auf andere Gedanken.
• Ängsten auf den Grund gehen
Gehen Sie der Frage nach, wie berechtigt die Sorge / Angst tatsächlich ist. Nutzen Sie ein Gedanken-Tagebuch um festzustellen, in welchen Situationen die sorgenvollen Gedanken auftreten. Welche Gedanken herrschen in diesen Situationen vor? Sind diese Gedanken wirklich „wahr“? Prüfen Sie anhand von Fakten, ob Sie sich zu Recht Sorgen machen müssen? Was genau steckt hinter Ihren sorgenvollen Gedanken?
Coaching zur Umsetzung in die Praxis
Stellen Sie sich Ihren Ängsten, auch wenn das anfänglich nicht angenehm ist. Die Angst wird nur größer, wenn Sie sie unbeachtet lassen. Wenn Sie Angst vor dem Scheitern haben, gönnen Sie sich eine Zeit der Regenerierung und prüfen Sie, welche Kompetenzen ihn vielleicht noch fehlen, um sich aktiv um eine entsprechende Personalentwicklungs-Maßnahme zu kümmern. Als Coach stehe ich Ihnen hierfür gerne zur Verfügung.
Als Führungskräfte-Coach habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, ein Projekt aus der Taufe zu heben, das sich explizit für eine Vertrauenskultur im Unternehmen einsetzt. Eine Vertrauenskultur ist die beste Prävention, wenn es um Ängste und Sorgen in der Organisation geht. Wie eine Vertrauenskultur aufgebaut werden kann, trainieren und üben wir gemeinsam in meinen Coaching-Workshops.
Hans-Georg Lauer
Business Coach