Wie mit Rückschlägen umgehen?
Wie steht es nach dem ersten Halbjahr um Ihre Vorsätze und Ziele für 2016? Für welche Lebensbereiche (z.B. Persönlichkeit, Karriere, Partnerschaft, Familie, Freunde, Gesundheit, Spiritualität) haben Sie sich in diesem Jahr etwas vorgenommen? Wenn Sie sich Ziele gesetzt haben, werden Sie Hindernissen begegnet sein. Vielleicht gab es auch Rückschläge.
Haben Sie Rückschläge erlebt und wie sind Sie mit diesen umgegangen? Was ist für Sie überhaupt ein Rückschlag?
Unsere Willenskraft ist wie ein Muskel
Sozialpsychologische Experimente zeigen, dass es so etwas wie eine „Ich-Ermüdung“ unseres Willens gibt. Unsere Willenskraft ist wie ein Muskel, der nach einiger Zeit erlahmt. Wir Menschen sind nicht permanent in der Lage, uns „am Riemen zu reißen“. Beispiel: wenn Sie sich vorgenommen haben, Ihre Mitarbeiter stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden und es gelingt Ihnen nicht, weil Sie die Hektik des Unternehmensalltages eingeholt hat, dann registrieren Sie das ohne sich dafür Vorwürfe zu machen.
Es ist aufgrund unserer Persönlichkeitsstruktur nicht verwunderlich, wenn wir unsere Vorsätze nicht immer umsetzen können. Planen Sie also auch mit Rückschlägen und lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen. Rückschläge können Sie wie Fehler nutzen, um daraus zu lernen und Ihr Programm weiter zu verfeinern. Die Veränderung selbst können Sie beispielsweise mit der WOOP-Methode planen (siehe früherer Blog Beitrag).
Nehmen Sie Rückschläge nicht so tragisch
Nehmen Sie Rückschläge nicht so tragisch. Achten Sie auf Ihre Gedanken, wenn Ihnen etwas misslingt. Was für ein Gedanke kommt Ihnen als erstes? Wichtig ist, dass Sie sich für den Rückschlag oder die erneute Versuchung (Süßigkeiten, Rauchen, kein Sport etc.) innerlich nicht verurteilen und bestrafen. Denn das würde längerfristig ein neues Problem verursachen.
Indem Sie sich selbst verurteilen, schwächen Sie Ihren Selbstwert. Sie kommen in einen negativen Kreislauf von Unzufriedenheit über die misslungene Zielerreichung und Selbstabwertung, indem Sie sich die Schuld geben oder Unfähigkeit vorwerfen.
Ein Beispiel:
Sie haben sich vorgenommen Ihren Auftritt in Geschäftsleitungs-Sitzungen zu verbessern und sich deutlicher mit Ihrer Meinung vernehmbar zu machen. Allerdings sind die aktuellen Themen und Entscheidungen außerhalb Ihres Ressorts und Ihre Redebeiträge werden nicht so wichtig genommen, wie Sie sich das vorgestellt haben.
Überlegen Sie jetzt lieber, was Sie Ihrem „Rückschlag“ positives abgewinnen können? Bewerten Sie Rückschläge als ein Zeichen dafür, dass wir mit reiner Willenskraft nicht immer in der Lage sind, unseren Emotionen ein „Schnippchen zu schlagen“.
Häufig benötigen wir mehrere Anläufe
Sozialpsychologische Studien legen nahe, dass wir meist mehrere Anläufe benötigen, um Veränderungen wirksam in die Praxis umzusetzen und neue Verhaltensweisen „einzuschleifen“. Im Mittel dieser Studien braucht es fünf Anläufe, um Veränderungen effektiv vorzunehmen. Erst dann überwiegt das neue Verhalten. Und verzichten Sie anfänglich darauf, in Stress auslösenden Situationen das neue Verhalten umsetzen zu wollen. Suchen Sie sich eine einfachere Umgebung, um erste Lernfortschritte zu erzielen.
Ein Beispiel
Wem es schwerfällt, dem Vorgesetzten die eigene Meinung zu sagen, der sollte keine an sich schon stressige Budget-Situation wählen, um sich erstmals mit Kritik an seinem Chef zu versuchen. Warten Sie lieber auf eine günstige Gelegenheit nach Abschluss der Budget-Gespräche.
Stress-Resistenz und Coaching
Nutzen Sie Rückschläge um Ihre Stress-Resistenz zu verbessern. Wer innerlich motiviert ist und sich seiner Sache sicher, der wird Rückschläge als etwas Willkommenes ansehen, um das eigene Verhalten weiter zu verbessern und an der geplanten Veränderung zu arbeiten. So wird tatsächlich Veränderung mittels Ziele und Coaching möglich.
Hans-Georg Lauer
Coach in Köln